Mangelhafte Lippenpflegeprodukte

Das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt hat zusammen mit dem Amt für Verbraucherschutz Aargau Lippenpflegeprodukte auf Mineralparaffine, allergene Duftstoffe, Konservierungsmittel, UV-Filter und Farbstoffe kontrolliert. Elf von 28 Proben waren zu beanstanden. Beanstandungsgründe waren dünnflüssige Mineralparaffine sowie nicht deklarierte Duftstoffe

Die Lippenpflegeprodukte wurden mehrheitlich bei Grossverteilern, Drogerien und Parfümerien in den Kantonen Aargau und Basel-Stadt erhoben. Die Proben stammten aus China, Europa und den USA.

In 22 Proben wurden Paraffine als Hauptkomponenten nachgewiesen. Bei elf Proben handelte es sich um unerwünschte, dünnflüssige Mineralöle. Acht Proben mit einem Gehalt von deutlich mehr als 10 g/100 g wurden beanstandet, weil bei langfristiger Anwendung eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann. Zudem entsprechen diese Produkte nicht der guten Herstellungspraxis (GHP), wie sie vom europäischen Kosmetikverband empfohlen wird. Eine akute Gefährdung besteht bei der Anwendung solcher Produkte jedoch nicht. Deshalb wurde von einem Verkaufsverbot abgesehen und die Hersteller aufgefordert, Massnahmen zur Behebung der Mängel einzuleiten.

Bei sechs Produkten lag mindestens ein allergener Duftstoff über der Deklarationslimite von 10 mg/kg ohne auf der Verpackung erwähnt zu werden, was beanstandet wurde. Der Produzent bzw. Importeur musste die Analysekosten übernehmen und veranlassen, dass die Deklaration gesetzeskonform korrigiert wird. Limonen war mit Abstand am häufigsten und in teilweise hohen Konzentrationen nachweisbar. Riechstoffe mit mittlerem Allergiepotenzial wurde vergleichsweise wenig eingesetzt. Stark allergene Duftstoffe konnten nur in zwei Produkten nachgewiesen werden.

Wie schon in den letzten Jahren zeigte sich, dass Lippenpflegeprodukte eine hohe Beanstandungsquote aufweisen und somit weitere Kontrollen notwendig sind.

Lippenpflegeprodukte / Mineralparaffine (MOSH / MOAH), allergene Duftstoffe, Konservierungsmittel, UV-Filter und Farbstoffe

 

Infobox

Mineralische Paraffine (mineral oil saturated hydrocarbons, MOSH) werden bei Lippenpflegeprodukten häufig verwendet. Sie sind günstig, stabil und verleihen den Lippen Schutz und Glanz. Paraffine werden aus Erdöl hergestellt und sind auch in der Umwelt und Nahrung weitverbreitet. Als Ersatz für vergleichsweise teure, hochwertige pflanzliche Öle und Wachse können Lippenpflegemittel bis zu 70% Mineralparaffine enthalten. Diese müssen auf der Verpackung deklariert sein, z.B. als Paraffinum liquidum, Microcristalline Wax, oder Petrolatum.

Mineralparaffine sind insofern problematisch, weil sie über die Nahrung, aber auch über Lippenpflegeprodukte in den Körper gelangen. Man muss sich vorstellen, dass wir Lippenstifte eigentlich „essen“. Schätzungsweise nehmen wir damit täglich bis zur fünffachen Menge Paraffine verglichen mit Nahrungsmitteln auf. Von dünnflüssigen Paraffinen weiss man, dass sie im Tierversuch zellulläre Schäden verursachen können und sich in verschiedenen menschlichen Organen stark anreichern. Dickflüssige Mineralöle, mit einem Molekulargewicht über 480 Dalton (Da), gelten hingegen als unbedenklich. Deshalb empfiehlt der europäischen Kosmetikverband „Cosmetics Europe“  und das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR (Berlin) nur höher viskose Paraffine und Wachse (> 480 Da) für Lippenpflegeprodukte zu verwenden.

In letzter Zeit sind sogenannte MOAH (mineral oil aromatic hydrocarbons) in die Schlagzeilen geraten. Als Bestandteil von qualitativ minderwertigen Paraffinen können sie potentiell krebserregende Substanzen wie polyzyklische aromatische Verbindungen enthalten. Daher sollten MOAH-Anteile in Kosmetikprodukten im Rahmen des technologisch Machbaren reduziert werden.

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